Universitätsschule aus Sicht der Mentoren....
Einmal in der Woche treffen sich Studenten des Masterstudiengangs Wirtschaftspädagogik der WiSo Nürnberg und Lehrkräfte der LES zu einem Austausch besonderer Art. Sieben Mentoren betreuen in sieben Mentoringgruppen ca. 35 sogenannte Mentees. Die Studenten hospitieren in vier Unterrichtsstunden der jeweiligen Lehrkraft (Mentor), besprechen und diskutieren anschließend in einer Stunde die unterschiedlichsten pädagogischen Fragestellungen und probieren das ein oder andere Element live im Unterricht aus. Das alles läuft unter dem Begriff „Universitätsschule“ und soll den Lehrernachwuchs im beruflichen Schulwesen möglichst früh mit der täglichen Schulpraxis konfrontieren, aber auch uns erfahrenen Lehrkräften den neuesten wissenschaftlichen Stand der Pädagogik näher bringen. So ist die Unischule für beide Seiten – Studenten und Lehrer – bereichernd. Die Studenten erleben einmal die Woche den Schulalltag mit all seinen Facetten. Wir Lehrkräfte schnuppern mal wieder Universitätsluft, da auch Veranstaltungen an der Universität mitbesucht werden. Die Effekte ziehen sich aber noch viel weiter. So werden bestimmte Fragestellungen, die Inhalt der nächsten Mentoringsitzung mit den Studenten sind, schon mal mit den Kollegen/innen im Lehrerzimmer diskutiert. Oder aber die Studenten unterhalten sich mit den Schülern und Schülerinnen über ihren Werdegang, ihre Ziele und ihr Lernverhalten, so dass auch hier Austausch erfolgt. Inzwischen kennt man sich und es ist längst nichts besonderes mehr, wenn Studenten im Unterricht mit dabei sind und diesen mitgestalten. In den Semesterferien wurden diese sogar regelrecht vermisst.
Andrea Schreiner
Universitätsschule aus Sicht der Mentees
Es ist Montagmorgen, halb sieben. Fast zeitgleich wachen vier Studenten des Masterstudiengangs Wirtschaftspädagogik der „Wiso” in Nürnberg an jeweils unterschiedlichen Orten auf und haben alle ein Ziel: Die Ludwig-Erhard-Schule in Fürth. Zunächst das alltägliche Ritual im Bad. Nach dem Duschen, Anziehen und Frisieren folgt, je nach Geschlecht, noch etwas Haargel oder Make-up. Punkt 8:10 Uhr treffen sich die Vier am Fürther Hauptbahnhof. Der Fußweg vom Bahnhof bis zur Schule wird genutzt um sich rege auszutauschen – hier und da auch über schulische Belange. Kurz vor Beginn der zweiten Schulstunde treffen wir vor dem Klassenzimmer auf unseren Mentor. Der griechischen Mythologie zufolge ist ein Mentor ein alter, kluger und wohlwollender Berater. Unser Mentor ist eine Berufs-schullehrerin, die alles andere als alt ist. Dennoch kann Frau Schreiner uns die Weisheiten eines Lehreralltags kompetent und .sympathisch vermitteln. Zum Stundenwechsel ist es dann soweit: Zahnpasta-Lächeln aufsetzen und rein ins Klassenzimmer. „Die schon wieder” wird sich der ein oder andere Schüler vielleicht denken, „ ist ja wie im Zoo”. Schließlich belegen wir jede Woche die begehrten Sitzplätze in der letzten Reihe und beschäftigen uns dann vier Schulstunden lang mit Beobachten des Unterrichtsgeschehens. Mit dem Beginn des Unterrichts fängt auch unsere eigentliche Aufgabe in der Berufsschule an. Durch den konkreten Bezug zur Schulpraxis können wir das theoretische Wissen aus Vorlesungen und Büchern Woche für Woche mit der Realität verknüpfen. Hierzu erhalten wir für jeden Besuch eine Lerneinheit, erstellt durch unseren Professor, in der auf ca. 20 – 30 Seiten ein bestimmtes Thema behandelt wird, z.B. wie kann die Aufmerksamkeit der Schüler im Unterricht gewonnen werden. Dazu gibt es eine Reihe von Instrumenten, die wir auch selbst aus-probieren. Das bedeutet natürlich auch viel Arbeit und Kooperation zwischen Schule, Mentor und Mentees. Jede Woche die Lerneinheiten lesen und schriftlich zusammenfassen, dann die Vorbereitung auf den Besuch in der Berufsschule und der universitären Präsenzveranstaltung, sowie die Erfahrungen in einem elektronischen Tagebuch notieren. Hinzu kommt noch, je nach Lerneinheit, die Entwicklung von Arbeitsblättern, Fragebögen, Unterrichtseinstiegen, usw. Das finale Highlight ist die schriftliche Prüfung am Ende des Semesters. Trotz all der Arbeit und der Startschwierigkeiten des er¬sten Bachelor-Master-Jahrgangs haben die Studenten heute einen wesentlichen Vorteil, nämlich den Praxisbezug. Früher wurden angehende Lehrer rein theore-tisch in der Uni ausgebildet und ins kalte Wasser der Realität geworfen. Heute werden wir Stück für Stück an das Wasser herangeführt. Das ist besser für die angehenden Lehrer und deren spätere Schüler – nur das Wasser, das wird dadurch nicht unbedingt wärmer, der Sprung jedoch hoffentlich professioneller.
Unser Dank gilt, neben dem Lehrstuhlteam, die diese Kooperation förderten, der LES und natürlich im Be-sonderen Maße den Mentoren, die durch ihre ganz persönliche Art und Sicht der Dinge uns ein bisschen mehr Einblick in die vielfältigen Aufgaben eines Berufsschullehrers gegeben haben.
Mentees im Schuljahr 2009/2010