150 Jahre kaufmännische Berufsschule in Fürth

Pisa-Schock in Fürth im Jahr 1858: Weil die letzte Lehrlingsprüfung eine äußerst mangelhafte Vorbildung der kaufmännischen Lehrlinge zeigte, stellte der Handelsmagistrat der Stadt den Antrag, eine kaufmännische Fortbildungsschule zu gründen. Ab 1. Oktober 1858 nahm diese Schule ihren Betrieb auf und alle kaufmännischen Lehrlinge wurden zum Besuch verpflichtet – natürlich außerhalb der Arbeitszeit. ​

Seither sind 150 Jahre vergangen, die kaufmännische Berufsschule Fürth – 1987 in Ludwig-Erhard-Schule umbenannt – ist Kompetenzzentrum für 13 Ausbildungsberufe im kaufmännischen Bereich, angefangen von traditionellen Berufen wie Verkäufer, Bank-, Industrie- oder Bürokaufleute, die heutzutage nahezu an jeder Berufsschule anzutreffen sind, bis hin zu Immobilien, IT- oder Personaldienstleistungskaufleuten, die es nur an wenigen Standorten in Bayern gibt.

Am 27. November 2008 wurde dieser runde „Geburtstag“ gefeiert. 
Vormittags wurde die Ludwig-Erhard-Schule ein „Open house“. In der Pausenhalle war eine Bühne aufgebaut, auf der von der Modenschau bis zur Rap-Einlage alles geboten wurde. Die Klassenzimmer der Berufsschule wurden Cafeteria, IT-Arena, Quiz- oder Eventraum, Ausstellungsraum, Losbude oder Einbürgerungsamt. Jede Klasse hatte sich etwas einfallen lassen, um die Mitazubis zu begeistern. Alle waren sich einig: Das Schüler-für-Schüler-Programm am Vormittag war ein voller Erfolg!

Am Nachmittag fand in der Aula die Festveranstaltung statt. Schulleiter Reinhold Weberpals begrüßte die zahlreichen Gäste aus Politik und Wirtschaft. Anschließend sprachen der Regierungspräsident von Mittelfranken, Dr. Bauer, der Oberbürgermeister der Stadt Fürth, Dr. Jung und Rechtsanwalt Nowak, Geschäftsführer des IHK-Gremiums Fürth, Grußworte. Sie betonten dabei den hohen Stellenwert der Berufsschule für Fürth und die Metropolregion. Mit Blick auf die versammelten Vertreter aus der Politik kritisierte Dr. Jung allerdings, dass es nicht in Ordnung sei, wenn Fürth die Kosten für die 3 Fürther Berufsschulen alleine zu schultern habe, während der Fürther Landkreis davon profitiere, bei der Finanzierung aber außen vor bleibe. Das dürfe sich gerne ändern, dann würde manches schneller gehen.

Als Ehrengast des Tages war der neue bayerische Wirtschaftsminister und stellvertretende Ministerpräsident angekündigt. Der FDP-Politiker musste allerdings kurzfristig absagen, da eine dringliche Sitzung im Zusammenhang mit den finanziellen Schwierigkeiten der Bayerischen Landesbank sein Kommen unmöglich machte. Stellvertretend für den Minister hielt deshalb Katja Hessel, neue Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft und Verkehr, die Festansprache. Sie betonte die Notwendigkeit, angesichts zunehmender Globalisierung der Wirtschaft und steigendem Wettbewerbsdruck für Unternehmen gut ausgebildete Kaufleute zu haben, die am Markt bestehen können. „Die Berufsausbildung im Dualen System ist der bedeutsamste Qualifizierungsbereich. Hier werden rund 2/3 eines Altersjahrgangs qualifiziert.“ 

Außerdem sei die Verbindung der Schule mit dem Namen Ludwig Erhards, dem Schöpfer der Sozialen Marktwirtschaft, ein sehr gelungenes Programm, das die Ziele der Schule hervorragend beschreibt. „Mittlerweile gibt es zahlreiche Ludwig-Erhard-Schulen in Deutschland. Aber hier in Fürth ist Ludwig Erhard geboren. Sie dürfen deshalb zurecht behaupten, dass die Staatliche Berufsschule II in Fürth das Original ist.“ 
Dass die “Nachbarschaftshilfe“ in der Theresienstraße funktioniert, zeigte Volker Heißmann: Er moderierte die Veranstaltung in seiner erfrischenden Art. Zum Abschluss begrüßte er einen Überraschungsgast, der als ehemaliger Schüler der Ludwig-Erhard-Schule mit Witz und Ironie über seine Schulzeit erzählte und sich natürlich auch manchen Seitenhieb auf das politische Tagesgeschehen nicht verkneifen konnte: Martin Rassau (ebenfalls Comödie Fürth).